Alexander-Dion Hering Heilpraktiker für Psychotherapie
 

Entscheidungen – wenn der Kopf ja sagt, aber der Bauch zögert

Jeden Tag treffen wir Entscheidungen. Manche sind schnell gefällt, andere wiegen schwer und beschäftigen uns lange. Und oft erleben wir dabei ein inneres Ringen: zwischen Verstand und Gefühl.

Zwei Stimmen in uns – Kopf  & Bauch

In uns wirken zwei Systeme, die unsere Entscheidungen beeinflussen:

1. Der Kopf (Verstand): Rational, logisch, faktenorientiert. Er wägt ab, prüft Argumente, analysiert Vor- und Nachteile.
2. Der Bauch (Gefühl): Schnell, intuitiv, erfahrungsbasiert. Unser Bauchgefühl beruht auf (emotionalen) Erfahrungen, unseren Überzeugungen (Glaubenssätzen), Werten, Ängsten und Prägungen.

Sind beide Systeme im Einklang, fällt uns eine Entscheidung leicht. Doch das ist oft nicht der Fall: Der Kopf sagt „ja“, der Bauch „nein“ – oder umgekehrt.

Beispiel: Zahnarztbesuch
Vom Verstand her, wissen wir, dass es gut und wichtig für unsere Gesundheit ist – rational ist die Entscheidung klar, sie ist vernünftig. Doch viele empfinden bei der Vorstellung Unbehagen oder sogar Angst. Die emotionale Bewertung überlagert das logische Wissen. Und manchmal gewinnt die Angst.

Warum Entscheidungen heute so schwer fallen

Wir leben in einer Welt der Informationsflut. Kaum haben wir uns für etwas entschieden, tauchen neue Daten, Meinungen oder Warnungen auf. Verstand und Gefühl geraten ins Schwanken.
Und dann ist da noch ein starker Mitspieler: die Angst.

Wenn die Angst mitentscheidet

Unsere Ängste haben großen Einfluss – oft ohne dass wir es bewusst wahrnehmen:

  • Angst vor Krankheit oder Verlust
  • Angst vor Ablehnung oder Autorität
  • Angst vor Veränderung oder Kontrollverlust
  • Angst, allein zu sein oder nicht dazuzugehören

Diese Ängste entstehen, wenn unser inneres Sicherheitssystem Alarm schlägt. Meist geht es um die gefühlte Bedrohung unserer Grundbedürfnisse: Sicherheit, Anerkennung, Verbundenheit, Freiheit, Sinn.

Was Du daraus mitnehmen kannst

  • Entscheidungen sind selten rein rational – bei niemandem. Auch nicht bei Dir. Auch nicht bei anderen. Erkenne an, dass Gefühle mitentscheiden. Das macht uns menschlich – nicht irrational.
  • Hinterfrage Deine Entscheidungen regelmäßig: Stimmen sie noch mit Deinen Bedürfnissen, Zielen und Wünschen überein?
  • Reflektiere Deine Ängste: Nur dann kannst Du sie von realen Risiken unterscheiden.
  • Gestehe anderen ihre eigenen Motive zu: Auch wenn Du sie nicht verstehst oder teilst – für den anderen sind sie real. 
  • Diskussion statt Verurteilung: Tauscht euch aus, diskutiert, streitet konstruktiv – aber bleibt respektvoll. Niemand verdient es, für seine Gefühle, Bedürfnisse oder Entscheidungen verurteilt zu werden.
  • Und wenn jemand dich verletzt oder unter Druck setzt – durch Worte oder Verhalten – dann gilt: Zieh Grenzen. Nimm Abstand. Bleib sachlich. Und vor allem: Nimm es nicht persönlich. Denn ein Mensch in Angst handelt selten vernünftig. Er ist im Stress, im inneren Überlebensmodus. Und das sagt mehr über seinen Zustand aus als über Dich.

Fazit:
Entscheidungen zu treffen ist manchmal schwer – und das ist normal. Je mehr du Deine inneren Prozesse verstehst, desto leichter kannst Du wählen. Für Dich. Mit Verstand und Gefühl.