Privatpraxis für Hypnose, psychologisches Coaching und Burnoutprävention 
 

Love It - Change It - Leave It

Es gib sie nahezu überall und wahrscheinlich kennst du sie auch: die Zeitgenossen, die einen in 0, nix auf die Palme und aus dem inneren Gleichgewicht bringen. Es können ArbeitskollegInnen, Bekannte oder auch Familienangehörige sein und es sind natürlich nicht die Personen selbst, die unsere Emotionen in Aufruhr versetzen, sondern ihre Worte, Gesten und Handlungen. Wir sind frustriert, ärgern uns oder werden sogar wütend – wir verschenken unsere wertvolle Zeit mit Gedanken und Gefühlen, die uns schaden.

Hast du dir schon einmal Folgendes überlegt? Wenn du dich nur 5 Minuten am Tag über eine bestimmte Person ärgerst, sind das 1.825 Minuten im Jahr – 5.475 Minuten in 3 Jahren.

Wenn man davon ausgeht, dass man täglich 8 Stunden schläft, bedeutet das in Summe 5,7 Tage Non-Stop Ärger über diese Person – 5,7 Tage deines Lebens, die du an diese Person verschenkst und nichts dafür bekommst, außer vielleicht ein Magengeschwür oder Kopfschmerzen. Und das waren nur 3 Jahre – manche Menschen begleiten uns durchaus länger.

Deshalb macht es Sinn, sich genauer mit diesem Thema zu befassen und sich einige Fragen zu stellen. Erschrecke nicht, wenn du die Liste siehst – wenn man diese Übung ein paar Mal bewusst durchgeführt hat, läuft sie fast automatisch und sehr schnell ab.

Schritt 1: Emotionen

Was passiert in und mit dir? Was empfindest du? Fühle und „höre“ genau in dich hinein und sei vor allem eines: Ehrlich mit dir selbst! Ist es Wut, Ärger, Verachtung, Frustration, Scham, Angst, Ekel, Traurigkeit, Schmerz, Neid und/ oder Eifersucht?

Schritt 2: Fakten schaffen

Was passiert um dich herum? Nachdem du dir über deine Gefühle im Klaren bist, solltest du die Situation bzw. die Umstände möglichst sachlich und objektiv analysieren und beschreiben. Hierbei unterstützen die W-Fragen nach dem: WER, WAS, WANN, WIE, WO? 

WICHTIG! Halte dich nur an Fakten in Bezug auf das, was TATSÄCHLICH passiert (ist) und lasse Sie alle Vermutungen, Annahmen, Spekulationen und persönliche Bewertungen in Bezug auf die vermeintlichen Beweggründe, Absichten, Ziele oder Gedanken der anderen Beteiligten aus dem Spiel. Das gleiche gilt für deine Befürchtungen, wie sich die Situation in der Zukunft entwickeln KÖNNTE! 

Beispiele: Auch wenn du vermutest, dass dein Chef den Kollegen, der sich bei jeder Gelegenheit in den Vordergrund spielt bei der nächsten Beförderung bevorzugen wird, du weißt es NICHT! 

Schritt 3: Rolle definieren

Was hat die Situation mit dir zu tun? Man regt sich oft über Dinge auf, die einen (noch) gar nicht betreffen. Hat die Situation TATSÄCHLICH jetzt und hier Auswirkungen auf dich, wenn du dich NUR auf die GEGENWÄRTIGE Sachlage konzentrierst und alles andere weglässt?

Bezogen auf das Beispiel von Punkt 2: erlangt der „Angeber“ durch sein Verhalten tatsächlich irgendwelche Vorteile, die auf deine Kosten gehen z.B. mehr Redezeit im Meeting, interessantere Aufgaben, eine bessere Bewertung etc.? 

Lautet die Antwort auf diese Frage „NEIN“, weiter mit Punkt 5. 

Lautet die Antwort auf die Frage „JA“, mache dir Gedanken, welche Nachteile, Folgen oder negative Auswirkungen sich im Detail für dich ergeben. Und hier liegt der Fokus wieder auf dem „sachlich, gegenwärtig und reell“ – keine Vermutungen, Spekulationen, Annahmen oder Wahrscheinlichkeitsrechnungen!

Schritt 4: Strategie ermitteln

Jeder Mensch und jede Situation ist so individuell, dass es leider kaum Pauschallösungen gibt. Mögliche Ansätze können zum Beispiel sein:

  • Abgrenzen: hier geht es darum für sich und gegenüber anderen Grenzen zu setzen. „Bis hier hin und nicht weiter“ ist die Devise. Natürlich reicht es nicht aus, das NEIN nur zu denken, man muss es auch nach Außen vertreten.
  • Position beziehen: es ist immer richtig und wichtig, für seine eigenen Wünsche, Ziele, Bedürfnisse und Werte einzustehen und sich SELBST WERT zu schätzen. Ein „sicherer Stand“ macht einen weniger angreifbar, empfindlich und verletzlich.
  • Handeln: nicht in jedem Fall ist es klug oder nötig in Aktion zu treten – wenn es aber erforderlich ist, dann wohl überlegt. Mache dir bewusst, wer deine eigentliche „Zielperson“ ist – bezogen auf das Beispiel unter Punkt 2 ist es nicht der angeberische Kollege, sondern der Chef. WICHTIG! Lass' dich nicht provozieren! Lass' dich nicht auf das Niveau eines anderen „herab“, egal was er bzw. sie sagt oder tut – das schadet am Ende nur dir selbst. Richte deine Worte oder Handlungen nie GEGEN jemand, sondern immer FÜR dich selbst! Beispiel: wenn dein Chef den angeberischen Kollegen offensichtlich bevorzugt, wäre es wahrscheinlich wenig zielführend ihm an den Kopf zu werfen, dass er sich manipulieren lässt oder bestimmte Mitarbeiter präferiert. Ebenso würde es nur wenig bringen, sich bei ihm über den Angeber zu beschweren. Stattdessen könntest du z.B. nach deinen Einwirkungsmöglichkeiten, seinen Erwartungen, den Voraussetzungen für höherwertigere Aufgaben/ wichtigere Projekte oder Optionen für mehr Sichtbarkeit deiner Leistungen fragen. ZU GUTER LETZT stelle dir die Frage: Ist mir die Situation den Aufwand wert oder hake ich den Sachverhalt für mich ab? Wenn nicht, weiter mit Punkt 6. 

Schritt 5: Was hat die Situation mit dir zu tun?

Obwohl Du von einer Situation nicht direkt betroffen bist, hat sie eine Wirkung auf dich? Die Frage, die du dir stellen solltest ist „Warum?“ und die Antworten darauf werden dir eine Menge über dich selbst verraten. Denn es gibt immer einen Grund für unsere Emotionen – aber in fast allen Fällen ist er nicht in unserer Umwelt zu finden, sondern nur in uns selbst.

Wenn dich das Verhalten einer Person „stört“, handelt es sich vielleicht um einen Persönlichkeitsaspekt, d.h. einen Charakterzug, eine Eigenschaft oder eine Eigenart, die du an dir selbst ablehnst. Beispiel: ein extrem ordnungsliebender und strukturierter Mensch regt sich vielleicht über einen Zeitgenossen auf, der öfters mal „alle Fünfe gerade sein lässt“. Er bzw. sie selbst würde sich eine solche „Nachlässigkeit“ NIE ERLAUBEN (!!) und sehnt sich vielleicht sogar unbewusst nach ein bisschen mehr Leichtigkeit, Spontanität und Gelassenheit.

Eine weitere Erklärung für eine nicht nachvollziehbare bzw. unangemessene emotionale Reaktion ist die Übertragung. Alle emotionalen Erfahrungen, die wir jemals gemacht haben, „schleppen“ wir permanent mit uns herum – in der Regel gut abgespeichert in unserem Unterbewusstsein. Dieses ist immer "auf Empfang" und gleicht das, was wir im Hier und Jetzt erleben mit unseren Erfahrungen ab. Wenn es eine Übereinstimmung findet, dringt das „Suchergebnis“ in Form der dazugehörigen (abgespeicherten) Emotion in unser Bewusstsein. Die Folge davon ist, dass wir in einer Situation oder gegenüber einer Person in unserem gegenwärtigen Leben Gefühle wahrnehmen, deren Ursprung in der Vergangenheit liegen.

Schritt 6: Was lerne ich gerade?

Das Leben liefert einem viele Gelegenheiten zu wachsen und Tugenden wie z.B. Mitgefühl, Selbstliebe, Selbstwertschätzung, Verständnis, Geduld, Toleranz, Gelassenheit und Nachsicht zu entwickeln. Du bekommst immer wieder neue Gelegenheiten das zu lernen, was für dich wichtig ist und die folgenden Fragen können Dir dabei helfen, den Dingen einen tieferen, übergeordneten Sinn zu geben:

Was lerne ich gerade? Was kann ich aus der bzw. durch die Situation bzw. Umstände im positiven Sinne lernen? Welche Tugenden soll/ darf ich noch weiter ausbauen?


Schritt 7: Love It- Change It - Leave It

Wir können andere Menschen nicht ändern und auch die Situationen oder Umstände um uns herum, können wir häufig nur bedingt oder gar nicht beeinflussen. Wenn du deine eigenen Möglichkeiten ausgeschöpft haben, solltest du für dich einen Abschluss finden und deine Energie stattdessen in die Dinge investieren, die dir auf deinem Weg dienen, dich unterstützen und dich weiterbringen.
Bezogen auf die Überschrift lautet das Credo:

  1. LOVE IT: die Situation bzw. die Umstände so anzunehmen, wie sie sind: „Es ist, wie es ist“. Punkt. Haken dran! ODER
  2. CHANGE IT: Nutze ALL ihre Möglichkeiten, um die Situation zu deinem Besten zu verändern, dich selbst kennenzulernen und weiterzuentwickeln. Wenn du nicht weiterkommst oder auf der Stelle trittst, suche Rat und Unterstützung bei Personen deines Vertrauens. Bist Du mit dem Ergebnis zufrieden? Wenn ja, super! Punkt. Haken dran! ODER
  3. LEAVE IT: Wenn nichts hilft: besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Punkt. Haken dran!