Innere Antreiber (Stressverstärker)
Innere Antreiber sind tief verankerte Gedanken- und Verhaltensmuster, oft auch als Glaubenssätze bezeichnet. Sie beeinflussen, wie wir unsere Umwelt wahrnehmen, bewerten und auf sie reagieren. Man nennt sie „Antreiber“, weil sie unser Denken, Fühlen und Handeln oft unbewusst lenken – gerade in Stresssituationen.
Diese inneren Muster sind per se weder gut noch schlecht. Sie gehören zu uns – meist schon seit Kindheitstagen – und haben ihren Ursprung in prägenden Erfahrungen. Entscheidend ist, wie stark sie ausgeprägt sind: sie "treiben uns an", in ausgewogener Form können sie motivieren und unterstützen, im Übermaß jedoch belasten, blockieren oder sogar krank machen.
Oft wirken diese Muster im Unterbewusstsein weiter, selbst wenn sie uns rational nicht mehr sinnvoll erscheinen. Sie zu erkennen ist der erste Schritt, um mehr innere Freiheit und Selbstbestimmtheit zu gewinnen
Antreiber 1: „Sei immer perfekt!“ oder „Mach keine Fehler!“
Dieser Antreiber steht für den Drang nach Perfektion, Gründlichkeit und fehlerfreiem Arbeiten. Menschen mit diesem inneren Programm streben nach höchster Qualität – in der Hoffnung, dadurch Anerkennung und Respekt zu erhalten. Gleichzeitig versuchen sie, Fehler und daraus resultierende Kritik zu vermeiden.
Zentrale Bedürfnisse: Anerkennung, Wertschätzung, Sicherheit
Zentrale Ängste: Fehler, Kritik, Ablehnung
✅ Positive Wirkungen:
- Hohe Sorgfalt und Genauigkeit – wichtig in Berufen wie Medizin, Wissenschaft, Buchhaltung
- Starkes Verantwortungsbewusstsein
- Lernfreude und ausgeprägter Wille zur Weiterentwicklung
- Detailgenauigkeit und strukturierte Arbeitsweise
- Häufig gefragte Fachkräfte aufgrund ihrer Zuverlässigkeit
⚠️ Mögliche Schattenseiten:
- Übermäßiger Perfektionismus: Aufwand und Nutzen geraten aus dem Gleichgewicht
- Selbstkritik und Unzufriedenheit, auch bei guten Ergebnissen
- Schwierigkeit, Aufgaben abzugeben („Niemand macht’s so gut wie ich“)
- Fokus auf Schwächen statt Erfolge („Negativ-Brille“)
- Selbstwertgefühl abhängig von Leistung und äußerer Bestätigung
- Gefahr von Erschöpfung und Burnout durch überhöhte Ansprüche
Typischer Glaubenssatz: „Es ist nie gut genug.“ / „Ich muss alles noch besser machen.“
Ursprung: Häufig geprägt durch ein leistungsorientiertes Elternhaus, in dem Lob spärlich war und der Fokus eher auf dem lag, was noch verbesserungswürdig war. Aussagen wie „Das geht bestimmt noch besser“ oder „Streng dich mehr an!“ sind vielen Perfektionisten vertraut.
🌱 Wege zu mehr Ausgeglichenheit:
- Perfektion ist subjektiv – es gibt keine universelle Definition dafür. Jeder hat seine eigene.
- Wertschätzung darf unabhängig von Leistung existieren
- Fehler sind Lernchancen – ohne sie keine Entwicklung
- Setze Dir ein realistisches Zeitlimit für Aufgaben
- Feiere Deine Erfolge, auch die kleinen!
- Übe Dich in Nachsicht – mit Dir und anderen
- Delegiere Aufgaben und vertraue auf „gut genug“
- Verinnerliche das Pareto-Prinzip (80/20)
- Plane bewusst Pausen – und halte sie ein
Antreiber 2 „Mach schnell“ oder „Schau immer nach vorn!“ oder „Beeil dich!“
Dieser Antreiber sorgt für Tempo: alles soll möglichst zügig erledigt werden – vom Reden über Entscheidungen bis hin zur Lebensgestaltung. Er ist mit dem Wunsch verbunden, immer vorn mit dabei zu sein, Kontrolle zu behalten und keine Gelegenheit zu verpassen.
Zentrale Bedürfnisse: Sichtbarkeit, Kontrolle, Handlungsspielraum
Zentrale Ängste: Stillstand, Verpassen, zu viel Nähe, Kontrollverlust
✅ Positive Wirkungen:
- Hohe Effizienz, schnelle Entscheidungsfreude
- Blick in die Zukunft, Orientierung nach vorn
- Gute Selbstorganisation und Eigenverantwortung
- Motiviert, zielgerichtet, durchsetzungsstark
- Starker Antrieb und Eigeninitiative
⚠️ Mögliche Schattenseiten:
- Hektik erzeugt Fehler und erhöht das Unfallrisiko
- Oberflächlichkeit, da zu wenig Zeit für Tiefe bleibt
- Ständige Aktivität führt zu Erschöpfung
- Reflexhafte Entscheidungen ohne Reflexion
- Kaum Zeit zum Innehalten, Genießen oder Nachdenken
- Schwierigkeit, zur Ruhe zu kommen und echte Erholung zuzulassen
- Gefahr der inneren Leere trotz (oder wegen) hoher Produktivität
Typische Glaubenssätze: „Wer rastet, der rostet.“ / „Ich darf keine Zeit verlieren.“ / „Immer vorn dabei!“
Ursprung: Oft übernommen von Eltern oder aus dem Umfeld – z. B. durch Sprüche wie „Mach schnell, sonst verpasst Du was!“ oder „Den Letzten beißen die Hunde“. In solchen Kontexten lernen Kinder, dass nur Geschwindigkeit zählt – nicht das Innehalten oder Genießen.
🌱 Wege zu mehr Zufriedenheit:
- Schaffe bewusst Momente der Langsamkeit – z. B. beim Essen, Gehen oder Zuhören
- Übe Achtsamkeit und Präsenz – was ist jetzt gerade wichtig? Kein Multitasking! Fokussiere Dich auf das, was in diesem Augenblick wichtig ist!
- Akzeptiere, dass nicht alles sofort erledigt werden muss
- Lerne, Prozesse zu genießen – nicht nur Ergebnisse
- Plane Zeit zum Nichtstun und zur Regeneration fest ein
- Nimm Dir Raum für tiefere Beziehungen und echte Gespräche
- Trainiere Geduld – auch mit Dir selbst
- Akzeptiere, dass manches nicht in Deiner Kontrolle liegt
Antreiber 3 „Streng dich immer an“ oder „Müh dich bis zum letzten ab!“ oder „Im Schweiße Deines Angesichts!“
Dieser Antreiber verleiht Menschen eine bemerkenswerte Ausdauer und Zielstrebigkeit – doch nicht selten um einen hohen Preis. Wer ihm folgt, macht selbst aus kleineren Aufgaben große Herausforderungen und setzt sich und andere unter erheblichen Druck. Typisch ist dabei der Wunsch, auch das Umfeld zur Höchstleistung zu motivieren: „Ich möchte, dass sich andere genauso anstrengen wie ich.“ Die innere Maxime lautet: Bloß nicht nachlassen! Gleichzeitig schwingt eine Warnung mit – nämlich davor, es sich zu leicht zu machen, sich gehen zu lassen oder gar zu genießen.
Zentrale Bedürfnisse: Anerkennung, Respekt, Erfolg (Sieg)
Zentrale Ängste: Scheitern, Versagen, Schwäche, „Unzulänglichkeit“
✅ Positive Wirkungen:
- Große Ausdauer und hohes Durchhaltevermögen – auch bei komplexen und langwierigen Projekten.
- Zeigt sich besonders engagiert, motiviert und zielorientiert – gibt nicht vorschnell auf.
- Lässt sich von Rückschlägen oder Hindernissen nicht entmutigen.
- Braucht nur wenig äußere Führung – handelt eigenverantwortlich.
- Feiert Erfolge bewusst und sichtbar, sobald das Ziel erreicht ist.
⚠️ Mögliche Schattenseiten:
- Schwierigkeit zu akzeptieren, wenn Ziele unerreichbar oder unverhältnismäßig aufwendig sind („Sieg um jeden Preis“).
- Neigung, eigene und fremde Ressourcen zu überlasten; Grenzen werden oft ignoriert.
- Hält an Vorhaben fest, obwohl diese längst überholt oder unrealistisch geworden sind.
- Mangelndes Verständnis für Menschen mit anderen Prioritäten oder Maßstäben.
- Der Selbstwert hängt stark von Leistung, Anstrengung und äußerer Anerkennung ab.
- Reagiert verletzt oder frustriert, wenn der Einsatz nicht gewürdigt wird oder ein Projekt abgebrochen werden muss.
- Hat Schwierigkeiten, sich an neue Gegebenheiten flexibel anzupassen – wirkt daher mitunter stur und kontrollierend.
- Kann „leichte“ Erfolge schlecht anerkennen – was einfach gelingt, scheint wertlos.
- Wenig Raum für Leichtigkeit, Spiel und Freude im Tun.
Beispiel für einen inneren Glaubenssatz: „Das Leben ist kein Ponyhof"/ "Ohne Fleiß kein Preis"/ "Ich muss immer alles geben"/ "Nur das Beste ist gerade gut genug"
Ursprung:
Wie bei vielen Antreibern liegen die Wurzeln häufig in der Kindheit. In Familien, in denen Leistung und Disziplin großgeschrieben wurden, prägten sich Aussagen wie: „Ohne Fleiß kein Preis“, „Aufgeben ist keine Option“, „Erfolg muss man sich hart verdienen“.
Diese Überzeugungen sollten schützen – etwa vor Misserfolgen oder der Versuchung, zu früh aufzugeben. Gleichzeitig entstand daraus oft der Glaube, dass nur harte Arbeit zu Anerkennung führt.
✅ Wege zu mehr Zufriedenheit:
- Reflektiere regelmäßig, ob Ziele realistisch und sinnvoll erreichbar sind – prüfe Aufwand und Nutzen.
- Setze klare Grenzen für Zeit- und Ressourceneinsatz – bei Dir selbst und anderen.
- Erkenne Zwischenziele als Fortschritt an und feiere auch kleine Etappen.
- Betrachte bewusstes Aufgeben nicht als Scheitern, sondern als kluge Entscheidung.
- Akzeptiere, dass andere Menschen eigene Maßstäbe und Ziele haben – und Dich nicht immer bestätigen.
- Übe Dich in Flexibilität – das Leben ist Veränderung.
- Respektiere körperliche und seelische Grenzen – Deine eigenen und die Deiner Mitmenschen.
- Integriere mehr Freude und Leichtigkeit in Deinen Alltag – es muss nicht immer schwer sein.
- Plane ausreichend Zeiten für Ruhe, Erholung und Entspannung ein.
Antreiber 4: „Mach es immer allen recht“
Dieser Antreiber richtet die Aufmerksamkeit nach außen – zu den Erwartungen und Bedürfnissen anderer. Menschen mit dieser Prägung wollen vor allem eines: gemocht werden. Harmonie, Zustimmung und soziale Anerkennung stehen im Vordergrund. Dabei kann die eigene Identität, inklusive persönlicher Bedürfnisse und Grenzen, leicht ins Hintertreffen geraten. Konflikte werden möglichst vermieden, selbst wenn es dafür notwendig ist, sich selbst zu verleugnen.
Zentrale Bedürfnisse: Wertschätzung, Akzeptanz, Harmonie, Soziale Bindung, gemocht werden
Zentrale Ängste: Ablehnung, Ausgrenzung, Konflikte
✅ Positive Wirkungen:
- Besonders hilfreich in sozialen und helfenden Berufen – wo viel Einfühlungsvermögen und Mitgefühl geschätzt wird
- Erkennen schnell die Bedürfnisse und Stimmungen anderer und reagieren aufmerksam darauf
- Bauen leicht vertrauensvolle Beziehungen auf – wirken warmherzig, empathisch und verbindlich.
- Besitzen eine ausgeprägte Teamfähigkeit und passen sich flexibel an.
- Stellen eigene Interessen auch mal zugunsten des Gemeinwohls zurück.
- Drängen sich nicht in den Vordergrund – bleiben bescheiden und rücksichtsvoll.
⚠️ Mögliche Schattenseiten:
- Schwierigkeiten, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen oder durchzusetzen – NEIN sagen fällt schwer.
- Lassen Übergriffigkeit zu, was langfristig das Selbstvertrauen untergräbt.
- Gefahr der Ausbeutung – durch andere oder durch ein Helfersyndrom.
- Fühlen sich nur wertvoll, wenn sie gebraucht werden – sonst nutzlos.
- Reagieren verletzt, wenn Hilfe nicht anerkannt oder abgelehnt wird.
- Verlieren mit der Zeit den Zugang zu ihren eigenen Wünschen und Zielen – Identitätskrise.
- Wirken manchmal unscheinbar, meinungslos oder wie ein „Fähnchen im Wind“.
- Haben wenig Durchsetzungsvermögen – laufen Gefahr, fremdgesteuert zu wirken
- Meiden Konflikte so lange, bis sich die Spannung explosionsartig entlädt.
- Erleben starke innere Zerrissenheit, wenn sie sich zwischen unterschiedlichen Menschen oder Meinungen entscheiden sollen.
Beispiel für einen inneren Glaubenssatz: „Ich bin nur dann wertvoll, wenn alle mit mir zufrieden sind. Wenn ich Nein sage, werde ich abgelehnt.“
Ursprung:
Der Wunsch, es allen recht zu machen, wurzelt häufig in frühen Kindheitserfahrungen. In streng hierarchischen oder konfliktscheuen Familienstrukturen war Anpassung für das Kind überlebenswichtig. Sätze wie „Sei schön brav“, „Was sollen denn die Leute denken?“ oder „Nimm dich nicht so wichtig“ prägten das Umfeld – und vermittelten: Harmonie geht über alles. Eigene Bedürfnisse hatten dort oft keinen Raum.
✅ Wege zu mehr Zufriedenheit:
- Entwickle ein klares Selbstbild – erkenne Deine Werte, Bedürfnisse und Meinungen.
- Akzeptiere dich mit Ecken und Kanten – wahre Selbstliebe statt Selbstverleugnung.
- Vermeide übermäßige Anpassung – sie kostet Kraft und macht manipulierbar.
- Wie im Flugzeug gilt: Sorge zuerst für dich, dann kannst Du für andere da sein.
- Helfe aus Überzeugung – nicht aus Angst vor Ablehnung oder in Erwartung von Dankbarkeit.
- Lerne freundlich, aber klar NEIN zu sagen – Abgrenzung ist Selbstfürsorge.
- Schaffe Abstand zu Menschen, die Dich ausnutzen – gib Verantwortung zurück.
- Umgib Dich mit Menschen, die Dich so annehmen, wie Du bist. "Ich bin OK - Du bist OK"
- Übe Dich in Konfliktfähigkeit – Meinungsverschiedenheiten gehören zum Leben. "Agree to disagree"
- Zeige dich – stehe zu Deiner Meinung und Individualität
- Authentische Menschen polarisieren – und inspirieren.
- Stärke Deine Selbstsicherheit – z.B. durch Kurse oder Coaching.
- Starte mit kleinen Übungsschritten und feiere Fortschritte.
Antreiber 5 „Sei immer stark“ oder „Beiß die Zähne zusammen!“ oder „Zeig keine Gefühle!“
„Gib dir keine Blöße.“ Menschen mit diesem inneren Antreiber wollen Stärke zeigen, Haltung bewahren und sich als verlässlich, unerschütterlich und unabhängig beweisen. Sie meiden es, Schwäche zu zeigen oder Hilfe anzunehmen – ganz nach dem Motto: „Ich löse meine Probleme selbst.“
Dieser Antreiber steht für Heldentum um jeden Preis. Er fordert Kontrolle über Emotionen, das Vermeiden von Abhängigkeit – und warnt davor, verletzlich zu sein oder Gefühle wie Traurigkeit zu zeigen. Die innere Haltung: „Ich will Sicherheit gewinnen, meine Gefühle im Griff haben und niemals Schwäche zeigen.“
Zentrale Bedürfnisse: Selbstständigkeit, (Emotionale) Sicherheit und Selbstschutz, Anerkennung und Respekt
Zentrale Ängste: Abhängigkeit von anderen, Verletzt zu werden, Schwäche zu zeigen
✅ Positive Wirkungen:
- Hohe Belastbarkeit: Gut geeignet für Aufgaben, die Stärke, Durchhaltevermögen und emotionale Distanz erfordern (z. B. Soldat, Polizist, Rettungskraft, Geheimagent).
- Unabhängigkeit: Menschen mit diesem Antreiber kommen oft gut allein zurecht, sind wenig auf Hilfe angewiesen und treffen eigenständige Entscheidungen.
- Emotionale Stabilität: Sie lassen sich nur schwer von Gefühlen beeinflussen – eine wertvolle Fähigkeit z. B. in juristischen oder analytischen Berufen (Richter, Gutachter).
- Zielstrebigkeit: Sie verfolgen Aufgaben konsequent bis zum Abschluss und lassen sich nicht leicht ablenken.
- Konfliktstärke: Herausforderungen und Probleme werden nicht gescheut, sondern mutig angenommen – Ängste haben selten die Kontrolle.
- Standhaftigkeit: Diese Menschen vertreten ihre Meinung auch gegen Widerstände (Zivilcourage) und bleiben in Krisen ein stabiler Rückhalt für andere – ein echter „Fels in der Brandung“.
⚠️ Mögliche Schattenseiten:
- Gefühlsunterdrückung: Schwierigkeiten, eigene Emotionen oder Verletzlichkeit zu zeigen. Oft wirken sie distanziert, hart oder unnahbar.
- Ablehnung von Hilfe: Hilfe zu suchen wird als Schwäche gedeutet – dadurch steigt die Gefahr von Überforderung.
- Einzelkämpfertum: Der Drang, alles alleine durchzustehen, kann zu chronischer Überlastung führen und Teamarbeit erschweren.
- Mangelnde emotionale Kompetenz: Gefühle werden ignoriert oder verdrängt – mit langfristigen Folgen für Körper und Psyche.
- Wenig Empathie: Emotionale Ausdrücke anderer (z. B. Weinen) werden als unangenehm empfunden; es fehlt oft an Verständnis.
- Idealisierung von Stärke: Festhalten an überholten Rollenbildern wie dem „einsamen Helden“ – dabei bleibt die Sehnsucht nach Nähe oft unerfüllt.
- Oberflächliche Beziehungen: Echte Nähe und tragfähige Beziehungen fehlen, was zu Einsamkeit führen kann.
- Missachtung eigener Grenzen: Eigene Bedürfnisse werden übergangen, Erschöpfung ignoriert.
- Dauerstress: Ständige Hochspannung, kaum Raum für Entspannung, Pausen oder Lebensfreude.
Innerer Glaubenssatz: „Niemand darf merken, dass ich schwach, empfindlich oder ratlos bin. Gefühle zeigt man nicht – sie machen verletzbar. Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“
Ursprung:
Lange Zeit galten Emotionen in unserer Gesellschaft als Zeichen von Schwäche und mangelnder Selbstkontrolle – mit ausgeprägten Unterschieden zwischen den Geschlechtern: Traurigkeit wurde Mädchen eher „gestattet“ als Jungen, umgekehrt war Wut bei Jungen eher akzeptiert als bei Mädchen.
Zudem prägten Kriege, Armut und Not das Verhalten früherer Generationen. In Zeiten des Überlebenskampfes war „Zähne zusammenbeißen“ eine Überlebensstrategie – und wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Viele Menschen kennen daher Sätze wie: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz.“ „Sei keine Heulsuse.“ „Gefühle sind was für Schwächlinge.“
Erst seit relativ kurzer Zeit wandelt sich unser Verständnis: Emotionen gelten zunehmend als menschlich, wichtig und wertvoll – unabhängig vom Geschlecht.
✅ Wege zu mehr Zufriedenheit:
- Gefühle anerkennen: Emotionen sind Teil Deiner Persönlichkeit – sie machen Dich menschlich und nahbar. Wer sich selbst emotional annimmt, kann auch empathisch mit anderen umgehen.
- Emotionale Selbstakzeptanz: Gefühle zeigen ist keine Schwäche – sondern eine Stärke, wenn Du Dir ihrer bewusst bist und sie als Teil Deiner selbst wertschätzt. Das ist Selbst-Bewusst-Sein.
- Emotionen als Warnsignal: Sie zeigen Dir, wenn etwas nicht stimmt, wo Grenzen überschritten werden oder Du handeln solltest. Wer sie ignoriert, riskiert körperliche oder seelische Folgen.
- Handlungsimpuls statt Verdrängung: Gefühle fordern Dich auf, aktiv zu werden – statt in der Hoffnung zu leben, dass jemand anders Dich „rettet“.
- Ganzheitliches Erleben: Wer negative Gefühle unterdrückt, kann auch positive (z. B. Freude, Liebe) nicht voll zulassen
- Hilfe annehmen lernen: Unterstützung zu suchen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Reife. Zusammenarbeit führt oft schneller und leichter zum Ziel.
- Soziale Kontakte stärken: Tragfähige Beziehungen geben Halt, stärken Dein Wohlbefinden und fördern Deine Resilienz.
- Lebensfreude zulassen: Dein Leben muss kein permanenter Kampf sein. Schaffe Raum für Leichtigkeit, Spaß und Genuss.
- Selbstfürsorge praktizieren: Plane Pausen, Erholung (Urlaub, Wellness, Schlaf), Entspannung (Meditation, Yoga etc.) und gesunde Ernährung fest ein.
- Natur und Bewegung nutzen: Halte Dich regelmäßig in der Natur auf, bewege dich ausreichend und übe dich in Achtsamkeit.
© Alexander Hering (In Anlehnung an die Definition der Antreiber nach Kahler/ Caspers (1974))