Burnoutprävention - Stress verstehen und vorbeugen
Wir alle kennen ihn: den Stress. Wir fühlen uns gestresst, bezeichnen Situationen oder ganze Tage als stressig oder rufen entnervt: „Mach jetzt keinen Stress!“
Doch was ist Stress eigentlich? Und woher kommt er wirklich?
Stress - Ursache oder Wirkung?
Häufig klingt es so, als würde Stress von außen kommen – von unserem Job, einem bestimmten Menschen oder einer herausfordernden Lebenssituation.
Doch wenn das stimmen würde, müsste jeder Mensch in der gleichen Situation gleich gestresst sein. Die Realität zeigt das Gegenteil:
Während der eine ruhig bleibt, fühlt sich der andere unter Druck.
Fazit: Stress ist keine Ursache, sondern eine individuelle Reaktion – körperlich wie psychisch – auf einen Reiz oder ein Ereignis, das wir als herausfordernd oder bedrohlich wahrnehmen.
Stress ist lebensnotwendig und uralt
Die Stressreaktion ist ein evolutionärer Überlebensmechanismus. Sie hilft uns, blitzschnell auf Gefahr zu reagieren – mit Kampf oder Flucht (Fight or Flight). Was früher der Säbelzahntiger war, ist heute der LKW, der plötzlich auf unsere Spur wechselt.
Diese Reaktion läuft unbewusst und in Sekundenbruchteilen ab. Denn Zeit kann in Notfällen den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.
Fun Fact:
Die Informationsverarbeitung im bewussten Gehirn geschieht mit ca. 200 km/h – das Unterbewusstsein reagiert etwa 800-mal schneller.
Was passiert bei Stress in unserem Körper?
Stress aktiviert unseren gesamten Organismus – vergleichbar mit einer gespannten Bogensehne:
- Herzschlag, Blutdruck und Atemfrequenz steigen
- Muskulatur spannt sich an
- Bronchien erweitern sich für bessere Sauerstoffversorgung
- Stoffwechsel wird hochgefahren
- Verdauung wird gehemmt
- Schmerztoleranz erhöht sich durch Endorphine
- Fokus richtet sich auf das Wesentliche – irrelevante Reize werden ausgeblendet
Diese Veränderungen ermöglichen uns, schnell und effektiv auf Bedrohungen zu reagieren.
Was wir spüren, sind die Symptome: schwitzige Hände, Herzklopfen, Muskelverspannungen, Erschöpfung.
Hormone im Spiel - die Stresschemie
Wie entsteht eine Stressreaktion?
Unsere Sinne nehmen ständig Reize auf. Diese werden im Gehirn blitzschnell bewertet:
- Wichtig oder unwichtig?
- Harmlos oder bedrohlich?
Bei einer als gefährlich eingestuften Situation wird Alarm ausgelöst. Die Folge ist eine biochemische Reaktionskette, in der vor allem drei Hormone eine Hauptrolle spielen:
- Adrenalin: setzt in Sekunden Energie frei, versetzt den Körper in Alarmbereitschaft
- Noradrenalin: steigert Aufmerksamkeit und Durchblutung der Muskulatur
- Cortisol: sorgt bei längerem Stress für anhaltende Energiebereitstellung
Diese Hormone verteilen sich über das Blut im Körper – das System „läuft heiß“.
Viele suchen den kurzen Adrenalin-Kick freiwillig: beim Achterbahnfahren, Bungee-Jumping oder Fallschirmspringen.
Die Dauer macht das Gift
Stress ist nicht per se gefährlich – aber chronischer Stress ist es!
Adrenalin wirkt wie ein natürliches Aufputschmittel – kurzfristig hilfreich, aber auf Dauer schädlich.
Cortisol, unser Langzeit-Stresshormon, wirkt ähnlich wie Kortison – mit bekannten Nebenwirkungen wie Schlafstörungen, Heißhunger, Bluthochdruck oder Immunschwäche.
Stresshormone können nicht willentlich abgebaut werden.
Sie werden erst deaktiviert, wenn der Körper von Anspannung in Entspannung übergeht.
Das moderne Ungleichgewicht
In früheren Zeiten folgten auf kurze Stressphasen lange Erholungsphasen.
Heute ist es umgekehrt: permanente Anspannung, unterbrochen von kurzen Ruhephasen.
Das Ergebnis:
Ein dauerhaft erhöhter Cortisolspiegel – mit gravierenden Folgen für Körper und Psyche.
Folgen von Dauerstress
Körperliche Auswirkungen
- Bluthochdruck, Herzinfarkt-Risiko
- Magen-Darm-Probleme
- Gewichtszunahme oder -verlust, Diabetes
- Verspannungen, Muskelkrämpfe
- Schwaches Immunsystem, Infektanfälligkeit
- Hautprobleme, Haarausfall
- Hormonelle Dysbalancen, Libidoverlust
- Gehirnabbau, DNA-Schädigung
Psychische und mentale Folgen
- Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Blackouts, Denkblockaden, Verwirrung
- Kreativitätsverlust, Antriebslosigkeit
- Reizbarkeit, Nervosität
- Ängste, Panikattacken, Depression
- Gefühl der Überforderung und Wertlosigkeit
Dauerstress
Dauerstress entsteht meist durch ein subjektives Ungleichgewicht zwischen:
- den Anforderungen (z. B. Zeitdruck, Perfektionsanspruch, ständige Erreichbarkeit)
- und den eigenen Ressourcen (z. B. Zeit, Energie, Wissen, Fähigkeiten)
Wir fühlen uns überfordert, haben Angst zu versagen; geraten unter Druck und verlieren den Zugriff auf wichtige mentale Ressourcen:
- Logisches Denken
- Kreativität
- Entscheidungsfähigkeit
- Selbstregulation
Der präfrontale Kortex, zuständig für rationales Denken, wird durch Cortisol blockiert – das Gehirn schaltet in den Überlebensmodus.
Es entsteht eine Abwärtsspirale, bis Körper und Psyche die Notbremse ziehen:
👉 Burnout
Fazit: Burnout ist kein Zeichen von Schwäche – sondern ein Warnsignal
Stress ist nicht unser Feind. Er wird erst dann zur Bedrohung, wenn er dauerhaft anhält und wir keine Möglichkeit zur Regeneration finden.
Deshalb ist Burnoutprävention kein „Luxus“, sondern eine unverzichtbare Maßnahme für langfristige Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensqualität.